Im Grunde ist #Wohngeld eine Umverteilungsmaschine, die Geld von der arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung zu den Besitzenden von Immobilien schaufelt.
Seine Existenz ist zwar aktuell bitter nötig, aber öffentlicher, sozialer Wohnungsbau wäre auf die Dauer die bessere, nachhaltigere, fairere und günstigere Variante.
Nur weniger profitabel für Immobilienkonzerne. Warum hat wohl keine Bundesregierung je einen Kurswechsel angedacht?
@mina Richtig nachhaltig wäre sozialer Wohnungsbau, wenn man als Mieter die Wohnung nach 30 Jahren Mietzahlung besitzen würde.
Also Leute, die das nicht wollen, z.B. weil sie in 30 Jahren wahrscheinlich schon nicht mehr leben, sollten schon die Möglichkeit haben, für einen niedrigeren Betrag nur zu mieten. Womit wir wieder bei der bestehenden Unterscheidung zwischen Miete und Mietkauf mit unterschiedlich hohen Zahlungen wären. Außerdem stellt sich die Frage welchen Vorteil das Modell haben sollte ggü. dem Anspruch, die Wohnung nach 30 Jahren zu einem definierten "Restbetrag" per Einmalzahlung zu kaufen. Letzteres ist aus Mieter*innensicht eigentlich besser, da das Geld parallel angespart werden kann statt schon fix über einen höheren monatlichen Preis, die Entscheidung erst später getroffen werden und bis dahin über das Kapital auch jederzeit anderweitig verfügt werden kann.
@bifouba @mina Die üblichen Mieter für Sozialwohnungen haben keine Möglichkeit, was anzusparen. Die Miete ist schon ein staatlicher Zuschuss. Die Wohnungen sind schon so gebaut, dass sie die Merz'sche Forderung nach „kleiner geht nicht“ bereits erfüllen.
Anders als bei normalem Wohneigentum sollte das Eigentumsmodell für solche Wohnungen eher dem chinesischen Modell entsprechen: Man besitzt tatsächlich nur die Wohnung, das Grundstück ist vom Staat nur für die Lebensdauer des Gebäudes zur Verfügung gestellt, und fällt nach dessen Abriss wieder an den Staat zurück.
30 Jahre nach dem Bau sind Häuser heutzutage üblicherweise in dem Zustand „ordentlich Sanierungsbedarf“, und das funktioniert nur, wenn die Häuser überwiegend den Bewohnern gehören, und diese nicht mit hohen Tilgungszahlungen belastet sind.
D.h. der Deal für das Erwerben der Immobilie nach 30 Jahren ist „dafür muss dann auch entsprechend saniert werden“; die Kredite dafür müssen natürlich wieder staatlich zur Verfügung gestellt werden, und auf 0% Eigenkapital basieren, weil die Zielgruppe halt kein Eigenkapital hat.
Das Modell gibt es bei uns auch, als sogenannte "Erbpacht".
Der Einwand ändert nichts an der Grundproblematik, dass die Höhe der effektiven Subvention unterschiedlich ausfällt, ob eine reine Miete oder ein Mietkauf stattfindet, und dass es überhaupt nicht klar ist, ob diese •zusätzliche• Subvention (wenn für die gleiche Miete jetzt auch noch das Eigentum übertragen wird) tatsächlich zielsicher ist. Davon könnte ja rechnerisch stattdessen auch die monatliche Zahlung gesenkt werden und es bleibt bei einem Mietverhältnis. Wer sagt, was die meisten bevorzugen würden? Späteres Eigentum für die jetzige Zahlung, oder weiterhin reine Miete für weniger Geld?
Die Idee beim "rent to own"-Modell ist natürlich, dass man im Alter mietfrei lebt, und nicht mehr auf die Straße gesetzt werden kann.
Ich denke, beim öffentlichen Wohnungsbau sollten die Unterhaltskosten der Immobilie plus Rücklagen von der Miete gedeckt werden.
Öffentlicher Wohnungsbau hat ja kaum nennenswerte Finanzierungskosten und muss auch keinen Cent an Gewinn abwerfen.
Das ist viel effizienter als sozialen Wohnungsbau durch private Unternehmen zu fördern.
Da bin ich völlig d'accord. Aber nichts davon ändert etwas daran, dass die Effizienz (•als sozialer Transfer•) einer Umstellung von "rent" auf "rent to own" bei gleicher Mietzahlung überhaupt nicht klar ist.
Die Entscheidung wäre de facto zwischen
"Nach 30 Jahren zahlt mensch gar nicht mehr" vs "Alle zahlen gleich weniger", und das findd ich überhaupt nicht eindeutig, was davon erstrebenswerter ist.
@mina @bifouba Natürlich hat das einen inhärenten Wert, eben den Wert, wie die Leute ihr Eigentum behandeln im Vergleich zu einem Mietobjekt.
Das ist genau der Grund, warum im großen Sprung nach vorn die Leute in China verhungert sind: Weil man ihnen durch Kollektivierung ihr Grundeigentum genommen hat, und sie zu reinen Angestellten eines Agrarbetriebs degradiert hat. Das Land war das gleiche, der Anreiz, es effizient zu bewirtschaften war weg.
Sozialwohnungs-Bauten sind deshalb so heruntergekommen, weil dort niemand wohnt, dem da was gehört.
Ich sagte, "Geld hat keinen inhärenten Wert".
Dass manche Gegenden mit Sozialwohnungen verfallen, hat wohl eher mit Missmanagement (fehlendem Community Management) zu tun als dass Menschen nicht Eigentümer ihrer Wohnungen sind.
In deiner Theorie müssten sämtliche Gegend mit Mietwohnungen Ghettos sein. Dem ist aber nicht so.
Beim "großen Sprung nach vorn" hat man Menschen nicht einfach das Land weggenommen, sondern auch die Früchte ihrer Arbeit.
@mina @bifouba Die meisten Mietwohngebäude haben einen Mix aus Mietern und Eigentümern, außer Sozialwohnungen. Insgesamt ist die Eigentumsquote insbesondere in Großstädten natürlich sehr niedrig (Hamburg: 20%, München: 25%, Häuser mitgezählt, und die Eigentumsquote bei Häusern ist traditionell erheblich höher als bei Etagenwohnungen), aber üblicherweise hilft es schon, wenn jemand auf der Eigentümerversammlung Verwahrlosungsprobleme anspricht, damit auch die Investoren reagieren. Nicht ausreichend ist das für energetische Sanierungen, die inzwischen anstehen, auch, weil sich da viele Selbstnutzer ebenfalls von der Bild-„Zeitung“ haben aufhetzen lassen.
Wenn gar niemand von den Anwesenden in einer WEG-Versammlung auch in dem Haus wohnt, dann gibt es genau dieses Missmanagement.
Das ist jetzt aber ein völlig anderes Argument, nämlich dass abwesende Eigentümer*innen einen Informationsmangel hätten, nicht mangelnde Investitionsbereitschaft.
So oder so: wenn wir jetzt das Gebäude mit den Sozialwohnungen den Bewohner*innen schenken, dann kennen die zwar alle Missstände, aber du selbst hast ja schon gesagt, dass die keine zusätzlichen Geldmittel haben, um etwas anzusparen. Wovon sollen die dann die Sanierung bezahlen? Oder schwenkt es dann doch zurück zu: die Schäden entstehen durch ein Verhaltensproblem (“Ist ja nicht meins…”), so dass von vornherein weniger Sanierungsbedarf entstehen würde, durch pfleglichere Behandlung?
Das sind völlig unterschiedliche Theorien, woran es scheitert.
@bifouba @mina Diese Gruppe könnte die von der KfW finanzierte Maßnahme z.B. ohne Eigenmittel durchführen, also allein auf Kredit- und Tilgungszuschussbasis. Da fehlen natürlich noch ein paar gesetzliche Grundlagen, etwa, dass man die zwischengeschaltete Bank in solchen Fällen überspringen kann, weil die Zinszahlungen ja wieder Wohngeldzuschüsse aus dem Bürgergeld sind (Ausfallrisiko also 0).
Aktuell ist das ganze Dickicht dieser Förderungen gerade für WEGs mit vielen Mietern so verzopft, dass gar nichts gemacht werden kann — die WEG-Verwaltung möchte diesen Aufwand gar nicht machen, die Eigentümer können das nicht (nur die WEG als Ganzes kann den Antrag stellen), und damit kommt nichts hin. Dort, wo die Eigentümer tatsächlich eine entsprechende Sanierung wirklich wollen, wird ihnen empfohlen, auf Selbstverwaltung umzuschalten, KfW-Förderung und Kredite einzutüten, die Handwerker zu beauftragen (dann kann man sich auch ohne den üblichen Korruptionsfilz von so Verwaltern welche suchen, die einen vernünftigen Preis verlangen), und wenn alles unter Dach und Fach ist, wieder zurück unter einen Verwalter, der die langweiligen Dinge macht.
In einem Sozialwohnungsbau könnte was gehen, wenn der kommunal verwaltet wäre, und die Kommune ihren „bis 2035 CO₂-frei“-Plan umsetzen wollte. Aber die Kommune ist ja nicht in der Eigentumssituation der Bewohner, kriegt also weniger Förderung.
Selbstverständlich ist der Umgang mit Mietsachen immer eine Kombination aus „ist ja nicht meins“, fehlenden Informationen über den Zustand und fehlende Anreize, selbst bei vorhandenen Informationen, diese Zustände zu ändern. Als Vermieter einer Sozialwohnung kriegst du ja dein Geld, du konkurrierst mit der Wohnung nicht auf dem freien Markt.
Ich sage ja nichts gegen Wohneigentum an sich: Ich hatte ja auch selbst mal ein Haus (vor Burnout und dass ich die Hypothek nicht mehr bedienen konnte).
Für Leute, die es sich leisten können, ist es eine prima Sache.
Ich sehe eher das Problem, dass "Sozialwohnung" oft "unterster Wohnstandard" heißt und dass Menschen dann flüchten, sobald sie können.
Das fördert dann Ghettobildung.