Darf wütende, fragile Männlichkeit Auto fahren? Jan Leyk.
Es ist Montagmorgen in Hamburg. Jan Leyk sitzt im Stau, filmt sich selbst und lässt seiner Wut freien Lauf. Zwei Instagram-Videos, in denen der 40-jährige DJ und Reality-TV-Star über Ampelschaltungen schimpft und andere Verkehrsteilnehmer beleidigt. Die mediale Reaktion? Weitgehend verständnisvoll. „Frust pur“, titelt t-online. Als wäre das eine ausreichende Erklärung.
Was in den Videos wirklich passiert
In meinem YouTube-Video analysiere ich die beiden Clips genauer. Was dort zu sehen ist, geht weit über berechtigte Kritik am Hamburger Verkehr hinaus. Leyk filmt sich nicht nur während der Fahrt – was bereits eine erhebliche Ablenkung darstellt – sondern verliert dabei vollständig die Kontrolle über seine Emotionen.
Besonders problematisch: Die abwertende Sprache gegenüber anderen. Begriffe wie „Amöben-Achim“ sind noch die harmloseren Ausdrücke. In den Videos fallen Beleidigungen, die homophobe Konnotationen haben und andere Menschen massiv herabwürdigen. Dies geschieht nicht im privaten Raum, sondern bewusst öffentlich inszeniert vor hunderttausenden Followern.
https://youtube.com/shorts/ykpbHn1lR3Y?si=3nYObwlUih1yDwtE
Das eigentliche Problem: Die Normalisierung
Was mich am meisten irritiert, ist die gesellschaftliche Reaktion darauf. Statt die offensichtliche Unangemessenheit zu thematisieren, wird Verständnis signalisiert. „Kann man nachvollziehen“, „Wer kennt’s nicht“, „Hamburg-Verkehr halt“. So auch im verlinkten Presseartikel.
Diese Verharmlosung sendet fatale Signale:
- Aggressive Kommunikation wird normalisiert: Wenn ein Influencer mit großer Reichweite so agiert und dafür Zuspruch erhält, verstärkt das ein Klima, in dem verbale Gewalt im Straßenverkehr als akzeptabel gilt.
- Diskriminierende Sprache wird ignoriert: Homophobe und herabwürdigende Begriffe werden nicht als das benannt, was sie sind – inakzeptable Beleidigungen, die andere Menschen verletzen und ausgrenzen.
- Gefährliches Verhalten wird bagatellisiert: Das Filmen während der Fahrt ist nicht nur illegal (§ 23 Abs. 1a StVO), sondern gefährdet aktiv andere Verkehrsteilnehmer.
Fahreignung als Frage
Die Straßenverkehrsordnung ist eindeutig: Wer ein Kraftfahrzeug führt, muss in der Lage sein, seine Emotionen zu kontrollieren und sich situationsangemessen zu verhalten. Die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) dient genau dazu, die charakterliche Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen zu überprüfen.
Wer seine Wut so unkontrolliert auslebt, bewusst während der Fahrt filmt und dies auch noch öffentlich zur Schau stellt, zeigt ein Muster, das Fragen aufwirft. Nicht als Einzelfall, sondern als bewusst wiederholtes Verhalten mit großer Reichweite.
Verantwortung von Plattformen und Medien
Instagram, YouTube und andere soziale Medien haben Community-Richtlinien gegen Hassrede und gefährliches Verhalten. Diese sollten konsequent angewendet werden – unabhängig von der Reichweite eines Accounts. Ebenso haben Medien eine Verantwortung in ihrer Berichterstattung. Wenn aggressive Ausbrüche und diskriminierende Sprache unkritisch weitergereicht werden, verstärkt das die Botschaft, dass solches Verhalten gesellschaftlich akzeptiert ist.
Meine Frage an Euch
Sollte jemand, der wiederholt solche Wutausbrüche am Steuer zeigt, sich während der Fahrt filmt und dabei andere Menschen mit homophoben und herabwürdigenden Begriffen beleidigt – und dies bewusst öffentlich inszeniert – zu einer MPU verpflichtet werden, um seine charakterliche Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen überprüfen zu lassen?
Ich freue mich auf Eure Perspektiven in den Kommentaren.